Working Together in der Kunst der nächsten Gesellschaft?, 2010 |
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Wooloo heißt in der Sprache der Aborigines: Wenn 2 Flüsse zusammen kommen... |
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Interview mit Judith Plodeck, promovierte Kunsthistorikerin und zuständig für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit von Wooloo am 29.7.2009 im Café St. Oberholz, Rosenthaler Str. 72a, 10119 Berlin
künstlerbasierte Organisation und Webplattform "von Künstlern für Künstler", gegründet 2002 Wooloo als Initiator, Kontext und "Ort" gemeinschaftlicher Kunstproduktionen Konstellation: zwei Gründer Sixten Kai Nielsen und Martin Rosengaard in Kooperation mit dem Programmierer Russell Ratshin + Pool je nach Projekt sowie optionale Bildung virtueller Kollektive, die auch offline aktiv sind http://wooloo.org Illustration: Markues, 2010. Quellen: Michaelangelo's David, flickr cc by-sa Robert Scarth, 2006; Andy Warhol - Marilyn 1967, flickr cc by oddsock, 2006; Mona Lisa-restored_wikipedia public domain; Spiderweb at Night 2, cc by-nc-sa das_miller, 2009. Anmerkung: Die Fragen und Antworten wurden in der Nachbearbeitung thematisch strukturiert und folgen nicht der Chronologie des Gespräches. Zu Arbeitswerkzeugen Für die beteiligten Künstler von Wooloo ist alles netzbasiert. Unsere Arbeit aber ist ganz konkret, wir sitzen jeden Tag zusammen in einem Büro, sprechen miteinander und organisieren z. B. Festivals. Bisher in Berlin in einem Projektraum, jetzt nach dem Umzug nach Kopenhagen finden die Meetings über Skype statt. Teilweise ist das sehr unproduktiv, das kann man schon ein paar Wochen machen, aber dann muss man sich auch wieder persönlich sehen. Zur Organisationsform Der engste Kern sind die beiden Gründer Martin und Sixten, die auch die Entscheidungen treffen und zwar nicht als Kollektiv, sondern als zwei einzelne Menschen. Wooloo ist kein kollektives Ergebnis, keine Gemeinschaftsproduktion. Es ist eher so, dass Wooloo Kollektiven eine Plattform bietet. Aber die Organisation dessen ist total klein. Es gibt also einen Unterschied zwischen dem, was Wooloo repräsentiert und will, und wie Wooloo arbeitet, um das zu erreichen. Zur Programmatik Wir haben die Vorstellung, dass Vernetzung für unsere Künstler total wichtig ist, dass sie präsent sind im Internet, dass Leute von überall auf der Welt auf die Ressourcen zugreifen können, ähnlich wie artnet oder artfact, dass Wooloo eine zuverlässige Informationsquelle ist. Wichtig für die Künstler ist, dass sie wissen, wo sie ein Stipendium bekommen können, welche Deadlines wichtig sind, wo es Festivals gibt, wo man was einreichen kann, also eine Art Serviceseite für die Künstler. Und dann können die Künstler selbst untereinander Open Calls machen, d.h. als Kurator, Initiator etc. wirksam werden. Zu den Teilnehmern Bei Wooloo sind Einzelkünstler und Künstlerkollektive subskribiert, weniger Kollektive mehr Einzelkünstler. Zu Festivals werden gern und meist Kollektive eingeladen. Zur Konnektion der Räume Ich weiß hierzu nichts im Detail, da wir die weiteren Projekte, die von Wooloo ausgehen, nicht kontrollieren oder beobachten. Ich könnte aber die Seite durchschauen nach Open Calls der subkribierten Künstler, um mit Künstlern ins Gespräch zu kommen, um gemeinsam an einem Projekt zu arbeiten. Das Prinzip ist so, dass jemand aus Italien, der nach Texas will, dann jemand sucht, der in Texas ist und evtl. auch im Bereich Installationskunst arbeitet, um sich dann meinetwegen auf Neuseeland für ein Projekt zusammen zu finden. Und das Projekt kann dann auch in der realen Welt stattfinden. Zur Motivation Das meiste, was die Leute rausziehen, ist das Umsetzen einer eigenen Idee. Es ist alles ziemlich ideell. Ich habe letztes Jahr gemerkt, dass es total Spaß gemacht hat, drei Monate volle Kanne zu arbeiten, dazwischen Pause zu machen. Man arbeitet nicht für das Projekt, weil man eventuell etwas anderes für sich erwartet, sondern weil wir Wooloo als Projekt selbst super finden. Ich kann meine eigenen Fähigkeiten einsetzen, ohne dass ich reglementiert werde. Zur Verwaltung von Kollektivität Wir senden Newsletter, um die Teilnehmer auf bestimmte Ereignisse oder Open Calls hinzuweisen, jedoch nicht, um die Interessen einzelner Künstler zu verbreiten. Wir sind keine zentrale Verwaltung, das wäre dann eher ein Open Call eines Einzelteilnehmers. Wooloo ist der technische Rahmen, ein Kontextsystem, in dem sich einzelne Inhalte hochladen lassen. Dabei handelt es sich erfahrungsgemäß meist um gesellschafts- und sozialkritische Projekte, daher politisch eher links als rechts anzuordnen. Das Werkzeug des Open Calls ist ein Instrument, dass die Mitglieder aktiv und selbstorganisiert tätig werden lässt. Zu Vor- und Nachteilen des Netzes Nachteilig am Netz ist, dass die Energie der einzelnen Personen fehlt, das Haptische, der menschliche Maßstab. Vorteil des Netzes ist die Internationalität, die entstehen kann, das darf man nicht unterschätzen. Die Welt wird klein und nah, Sachen sind auf einmal denkbar, die davor nicht mal als Idee aufkamen. New Life Copenhagen Hosting wäre gar nicht möglich ohne das Internet. Das Projekt selbst ist eine Folge von Netzkonditionen und konnte nur durch Mittel des Netzes konzipiert und realisiert werden. Die Webseite ermöglicht uns, tausende von Menschen gleichzeitig zu sortieren und zuzuordnen. Analog könnten wir das nicht schaffen - könnten wir schon, aber dann müssten wir nochmal 10 unbezahlte Menschen knechten lassen... Das Netz ist ein technisches Tool, das zeit- und raumübergreifend ist, während die emotionalen, bindenden Kräfte aber unter den Tisch fallen, die bei der persönlichen Zusammenkunft gegeben sind. Die Chancen und Möglichkeiten, in bestimmte andere Richtungen zu denken, werden im und durch das Netz größer. Zur Wechselwirkung zwischen Technik und Projektidee Das Projekt New Life Copenhagen im Dezember 2009, das Wooloo als Kurator umsetzt, findet im Rahmen der UN-Klimakonferenz statt: Für Life Rules sollen alle Künstler, die sich bewerben, bestimmte Lebensregeln aufstellen, wie sie sich das Zusammenleben vorstellen können. Für New Life Copenhagen Hosting, einer Aktion zwischen Kunst und Politik, sollen die Künstler versuchen, die Kopenhagener Bürger zu überzeugen, Aktivisten kostenlos in ihrer Stadt zu beherbergen. Es gibt eine eigene Webseite, in die man sich eintragen kann, entweder als Gast oder Hoster. Hintergrund war, dass die offiziellen Gäste der Klimakonferenz alle Übernachtungsmöglichkeiten blockiert haben und sich viele Aktivisten eine Übernachtung nicht leisten können. So entstand die Idee... Eine zusätzliche Idee ist, zukünftige Lebensformen zu testen, z. B. Alternativen zu Hotels. Zur Verstärkung von Kollektivität Wooloo ist so aufgebaut worden, dass die Künstler, die sich einen Account einrichten, die Möglichkeit haben, miteinander zu interagieren und eigenständig an eigen initiierten Kunstproduktionen zu arbeiten. Aber: Jeder muss hierfür selbst aktiv werden! Auf der Ebene der Folgeprojekte ist es den einzelnen selbst überlassen, ob sie Wooloo als Katalysator nutzen oder nicht. Wir verstärken, indem wir für unsere kuratorischen Projekte zu einem Thema aufrufen, ...ein ganz freies Thema, die Künstler müssen nur einen Account bei Wooloo haben, um teilzunehmen. Und das ist nicht schwer, man schreibt sich ein, kreiert seine eigene Webseite, kann den Lebenslauf, Filme oder Bilder hochladen – vergleichbar mit Facebook. Die Künstler, Kuratoren oder Institutionen haben die Möglichkeit, für sich Werbung zu machen, selbst die Neuigkeiten upzuloaden und damit die Seiten abzudaten, Kontakt untereinander aufzunehmen oder Dienstleistungen, z. B. eine Liste aller Stipendien, in Anspruch zu nehmen. Zu Arbeitsergebnissen Ein finales Output findet immer statt: Texte oder ähnliches, die aber von anderen gemacht werden. Wir bieten kein fixes Endprodukt z. B. einen Katalog oder eine CD unserer Aktivitäten an. Zu weiteren Kooperationen Es geht vor allem darum, den Sponsor gut auszuwählen. Bei einem Sponsoring von Coca Cola sagen wir auf keinen Fall nein. Es geht eher darum, das Projekt zu realisieren. Aber wir gehen nicht proaktiv an Coca Cola ran. Unser Dank an Judith Plodeck. | ||
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